Chronik

Die Geschichte des Vereins


Fast lautlos schwebten sie im Jahre 1951 heran, überflogen die Pappeln am Weisshof und landeten auf einer Wiese im Erlenteich. Dort, wo sich in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Industrie- und Handelsfirmen ansiedelten, war bis 1956 das Fluggelände der Pirmasenser Flieger.


Die Schleppwinde stand bei Westwind fast im Dorf Winzeln. Geflogen wurde mit Maschinen, die die Mitglieder selbst gebaut hatten. Allerdings war abzusehen , dass das nahe an der Wohngemeinde liegende Flugfeld keine grosse Zukunft haben sollte. So war es einem Zufall zu verdanken, dass der Mitbegründer des Vereins, Gründungstag war der 23.03.1955, Walter Wolff, bei einer Aussenlandung ein ideales Fluggelände entdeckte. Ein Hochplateau in der Nähe von Rieschweiler sollte später die fliegerische Heimat für viele Flugbegeisterte im weitem Umkreis werden.

Die Pottschütthöhe

Weitab von Wohngebieten, aber in wunderschöner Lage, in thermisch begünstigtem Gelände gelegen. Der Flugplatz "Pottschütthöhe" war geboren. Das Gelände wurde gekauft und von den Amerikanern während einer Pionierübung eingeebnet. Die ersten Starts erfolgten im Laufe des Jahres 1956. In den ersten Jahren wurde das Gelände vom Luftsportverein Landstuhl mitgenutzt. Anfangs stand der Segelflug im Vordergrund und die Pirmasenser Segelflieger, allen voran Kurt Bauer, erflogen sich viele Leistungsabzeichen. Kurt Bauer war einer der ersten Piloten in Rheinland-Pfalz mit der Gold C mit drei Diamanten. Auf der Suche nach einem Fluggelände für längere Hangflüge entdeckten die Pirmasenser den Höllenberg bei Hauenstein im Pfälzer Wald. Er erwies sich als idealer Segelflughang bei West- und Nordwestwinden. In den frühen 50er Jahren wurden dort viele 5 Stunden-Flüge erfolgreich absolviert.

 An Ostern 1955 ließ sich Paul Schütz an der Winde hochschleppen und begann anschließend mit dem Spatz am Höllenberg hin- und herzukurven. Nach über 5 Stunden landete er am Abend, wo ihn seine Kameraden begeistert empfingen. Am nächsten Tag gingen die Fluglehrer Rudi Schieler und Kurt Bauer an den Hang. Beide hatten schon ihre Fünfstundenflüge, so daß sich Kurt Bauer entschloß, den Nachwuchsflieger Walter Wolff zu seinem ersten Alleinflug am Hang für kürzere Zeit starten zu lassen. Da Wolff jedoch wie ein alter Hangfuchs seine Schleifen zog, gab man ihm die Chance gleich auf Anhieb den Fünfstundenflug zu schaffen. Stunde um Stunde verrann. Dreimal ließ der Aufwind so stark nach, daß die beiden Flieger bedenklich unter der Hangkante hin- und her- "krebsten", aber immer wieder schafften sie sich, jeden Zentimeter Aufwind ausnützend, auf ihre alte Höhe. Sollte das allgemeine Daumendrücken und Blasen der Untenstehenden vielleicht geholfen haben? Da, gegen 18 Uhr, schien das Verhängnis unabwendbar zu werden. Plötzlich war am Boden kein Windhauch mehr zu spüren. Schieler hatte seine 5 Stunden gerade voll, aber Wolff musste noch eine Viertelstunde fliegen. "Walter halte aus" riefen die Kameraden. Schließlich ein donnerndes Hurra! Geschafft.

Der Höllenberg war zu dieser Zeit das einzige Fluggelände in Rheinland-Pfalz, das solch lange Hangflüge ermöglichte. Das Gelände wurde durch die Erlöse einer Tombola gekauft. Die Pirmasenser Piloten nahmen damit eine führende Stellung in Rheinland-Pfalz ein.

1955 wurde eine "Rhönlerche" anvgeschafft, mit der nicht nur in Hauenstein der Hangsegelflug geschult wurde, sondern auch im benachbarten Saargemünd Schleppflüge hinter einer kanadischen Schleppmaschine durchgeführt wurden. Ein Zeugnis echter Kameradschaft zwischen kanadischen, französischen und deutschen Luftsportfreunden. Besonders setzte sich Leutnant Johnson für den damals noch jungen Luftsport ein. So konnten bereits 1955 1860 Starts und rund 285 Flugstunden absolviert werden. Damals Spitze in Rheinland-Pfalz.

Im Laufe der Jahre gewann der Motorflug immer mehr an Bedeutung, so daß in den frühen 60er Jahren eine Motorflugschule ins Leben gerufen wurde. Die Flugschule wurde zu einer tragenden Säule des Vereines und erreichte ihren Höhepunkt anfangs der 70er durch die Einstellung eines hauptamtlichen Fluglehrers, dem später auch die Geschäftsführung übertragen wurde.

Mitte der 70er folgte die schwärzeste Stunde in der Geschichte des Vereines, der mit finanziellen Problemen und internen Streitigkeiten zu kämpfen hatte. Obwohl damals schon mehr als 150 Mitglieder im Verein waren, musste letzlich ein Grossteil der Flugzeugflotte aufgegeben werden, nachdem einige Jahre zuvor bereits der Flugplatz verkauft worden war. Der Segelflug wurde in dieser Zeit völlig verdrängt. Doch die Wogen glätteten sich wieder, und 1980 erlebte nicht nur der Segelflug seine Wiedergeburt durch die Anschaffung eines Blanik zur Ausbildung, auch der Verein begann wieder aufzublühen.

 Günther Schultz, für viele die Seele des Vereines in dieser Zeit, und einigen anderen Förderern des lautlosen Fluges, wie besonders Norbert Kries sen., ist es dann zu verdanken, dass der Segelflug wieder zu dem wurde, was er heute wieder ist. Das zu Beginn sehr bescheidenen Fluggerät zur Ausbildung (eine Ka8 und ein Blanik) wurde kontinuierlich verbessert. Mitte der 80er wurde wieder mit dem Leistungsflug begonnen und die Gebrüder Kries (Norbert jun. und Markus) nahmen an den ersten Wettbewerben teil. Ihrer Hartnäckigkeit ist es letztlich zu verdanken, dass viele der anfangs eher schwach motivierten Mitglieder letztendlich mitzogen und sich Pirmasens zu einem Leistungszentrum im Segelflug entwickeltn konnte. So blieb es nicht aus, dass die Pirmasenser Segelflieger auf Landes- und Bundesebene sehr erfolgreich an Wettbewerben teilnahmen und einige Meistertitel mit nach Hause brachten. 1999 wurde der Verein stolzer Besitzer eines neuen Duo-Discus (D-1412), der weitere Akzente im Streckensegelflug setzen sollte.

Auch der später als Testpilot bekannt gewordene Dieter Thomas lernte beim Aero-Club Pirmasens das Fliegen, zuerst am Knüppel eines Segelflugzeuges. Thomas war einer der ersten Piloten auf den Düsenjägern T-33 und G 91. Er war dann Projektpilot bei der Entwicklung des Alpha-Jets und wurde später zum Cheftestpiloten der Firma Dornier, wo er alle Erstflüge auf Dornier-Flugzeugen bis zum Jahr 1989 durchführte.

Obwohl die Segelflieger zur kleinsten Gruppe des Vereines, der heute mehr als 280 Mitglieder in seinen Reihen hat, zählen, sind sie sicherlich im Hinblick auf die Vereinsarbeit die Aktivsten. Denn eine Besonderheit gibt es im Aero-Club Pirmasens: Es existieren keine Pflichtarbeitsstunden! Alle Aufgaben werden von einer kleinen Gruppe mit hochmotivierten Mitgliedern bewältigt. Und auch in der Ausbildung gehen wir neue Wege. Der Zwang zum morgendlichen Ausräumen der Halle um 9.00 Uhr mit Teilnahme am Flugbetrieb bis zum späten Abend und Einräumen um 21.00 Uhr ist in Pirmasens kein Muss mehr. Wer erst am Nachmittag erscheint, aus welchen Gründen das auch immer sein mag, kann immer noch fliegen solange er möchte.

Der Aero-Club Pirmasens hat es sich zur Aufgabe gemacht den Flugsport jedem möglich zu machen und insbesondere der Jugend die Fliegerei nahe zu bringen. Wir wollen alle Luftsportarten anbieten und auch eine möglichst professionelle Ausbildung zu günstigen Preisen ermöglichen. Ein Hauptanliegen des Vereines ist eine gute Öffentlichkeitsarbeit und eine Öffnung hin zur Bevölkerung.

Bereits wenige Jahre nach der Geburt des Landeplatzes konnte im Jahre 1961 die Fliegerei der Bevölkerung näher gebracht werden. Scheinbar von dem noch heute geltenden Gedanken den Flugtag zum Aushängeschild des Vereins werden zu lassen, hatten sich die Organisatoren Kurt Bauer und Philipp Rothhaar mächtig ins Zeug gelegt. Ein großer Besucheransturm konnte damals mit der freundlichen Unterstützung der Bundeswehr Formationsflüge von vier Düsenjägern des Typs F 84 bewundern. Neben Hubschraubervorführungen und Massenfallschirmabsprüngen der Bundeswehr konnte auch schon bereits Segelkunstflug auf Lo 100, ein Demonstrationsflug der Dornier Do 27 sowie das damals beste Kunstflugteam, die Sky Blazers bewundert werden. Einen erheblichen Anteil zum Gelingen dieser Flugtage wurde schon damals auf das gute Verhältnis des Aero-Clubs zu den amerikanischen und französischen Streitkräften zurückgeführt. Überflüge mit Mirage III und F-100 Düsenjägern wurden durchgeführt. Hubschrauber vom Typ Boing Vertol oder Sikorsky S-55 zeigten Ihr Können beim Aufnehmen von Lasten.

Zur Einweihung einer Flugwerft im Jahre 1975 unterstützte der Aero-Club einen weiteren Großflugtag mit dem damalig bekannten Kunstflieger Richard Hecht auf Akrostar und dem Gletscherflieger Toni Leitner, der mit Bücker Jungmann und Jungmeister Doppeldeckern anreiste.

Nach einem weiteren größeren Fest Ende der siebziger Jahre stellte sich Müdigkeit bei dem damaligen Vorstand ein, so daß erst Anfang der neunziger Jahre ein kleines Team mit der Wiederaufnahme des jährlichen Flugplatzfestes begann.

Im September 1997 konnte durch die Hauptattraktion Antonov AN -2, der Welt größter Doppeldecker, die Besucherzahl erstmalig wieder gesteigert werden. 1998 ging für den Organisator des Flugplatzfestes Stefan Keller ein Kindheitstraum in Erfüllung. Nach mühevoller Vorarbeit landete am 12. September zum ersten mal auf dem Landeplatz Pirmasens eine Junkers Ju-52 der JU-AIR und führte Rundflüge durch. Im Jahr 2000 besucht uns die legendäre "Tante Ju" bereits zum dritten mal und läßt somit das Flugplatzfest des Aero-Club wieder zu einer Großveranstaltung mit familiärem Charakter in der Westpfalz werden.

Das Verhältnis zu den umliegenden Gemeinden und Vereinen ist durchweg als positiv zu bewerten. Sicherlich mit ein Verdienst, der von Stefan Keller hervorragend organisierten Flugtage und der zunächst durch Hanns L. Mangold uind dann durch Stefan Keller professionell durchgeführten Öffentlichkeitsarbeit.

An Weihnachten 1999 zerstörte der Orkan Lothar den kompletten Dachaufbau unseres Clubheimes. Mit dem Neuaufbau wurde im Sommer 2000 begonnen. Mit hohem finanziellen Aufwand und viel Eigenleistung bauten wir unser Clubheim mit Schulungs-, Büro-, Übernachtungs- und Gaststättenräumen neu aus. Eine grosse Aufgabe für eine kleine Gruppe engagierter Vereinsmitglieder.

 

Die Gründungsmitglieder des AERO-CLUB PIRMASENS e.V.:
Walter Wolff, Kurt Bauer, Enrico Ehrlich, Karlheinz Fütterer, Gustav Schneider, Karl Dörr, Paul Schütz, Lothar Busch.

Die erste Vereinsführung im Jahre 1955:
1. Vorsitzender: Hans Schön
2. Vorsitzender: Kurt Bauer
Kassenwart: Helmut Rieger
Schriftführerin: Lydia Reichheim
Flugleiter: K.H. Fütterer und Herbert Justus

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